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Hilft Osteopathie bei Stress?

So wirkt Osteopathie auf ein überreiztes Nervensystem

Stress und Burn-Out und wie Osteopathie hilft

Stress – ist er wirklich immer schlecht?

Viele denken, ein Leben ganz ohne Stress sei erstrebenswert. Doch das ist ein Irrtum. Stress ist nicht per se schlecht – ganz im Gegenteil: Er ist überlebenswichtig. Er macht dich wach, aufmerksam und leistungsfähig. Nur: Zu viel Stress, zu lange – und ohne die nötige Erholung – wird zum Problem.

In unserer heutigen Welt sind wir einer Dauerflut an Reizen ausgesetzt. Genau hier entsteht der Unterschied: Nicht der Stress selbst ist gefährlich, sondern wie du damit umgehst und ob dein Körper die Chance bekommt, in die Regeneration zurückzufinden.

Was passiert eigentlich bei Stress?

Die Rolle des Nervensystems bei Stress verstehen

Dein Nervensystem ist ständig damit beschäftigt, äußere und innere Reize zu verarbeiten – von Lärm über Termindruck bis zu Verspannungen.

Es regelt automatisch, wie dein Körper reagiert: Schaltet er in den Kampf- oder Fluchtmodus (Sympathikus)? Oder darf er sich erholen und regenerieren (Parasympathikus)?

Evolutionär gesehen war das sinnvoll – damals, als ein Säbelzahntiger auftauchte. In unserem modernen Alltag schleicht sich Stress in subtileren Formen in unser Leben. Heute ist es oft die E-Mail vom Chef kurz vor Feierabend, die dein Nervensystem aufschrecken lässt. Und anders als früher können wir Stress heute oft nicht „rauslassen“. Keine körperliche Aktion folgt.

Stattdessen: Freeze-Modus. Atem anhalten. Innere Anspannung. Diese Reaktion des Einfrierens, dem sogenannten Freeze ist die Antwort darauf, dass wir am Schreibtisch keine körperliche Reaktion auf diesen Stressmoment ausführen können – wir können nicht kämpfen oder flüchten.

Vielleicht ist dir auch schon einmal das Phänomen der E-Mail Apnoe aufgefallen: bei jeder einkommenden Nachricht wird die Luft unnötig angehalten und das stört den Atemrhythmus.

Stressreaktion in Sekunden – Entspannung dauert

Während dein Körper in Sekunden Stresshormone wie Adrenalin und Cortisol ausschüttet, dauert es viel länger, bis du dich wieder regulierst. Blutdruck steigt, Muskeln spannen sich, dein Herz rast – und das, obwohl du vielleicht einfach nur am Schreibtisch sitzt.

Was viele nicht wissen: In dieser Phase wird Energie von deinen Organen und deiner Verdauung abgezogen. Das Immunsystem wird heruntergefahren, Heilungsprozesse pausieren. Unter Stress werden bis zu 70 Prozent des Blutes aus den kognitiven Zentren des Gehirns abgezogen, die Sauerstoffversorgung des Gehirns – Sauerstoff wird über das Blut transportiert – nimmt entsprechend ab. Bleibt dieser Zustand chronisch, droht eine Stressspirale – körperlich wie emotional.

Alle regenerativen Prozesse und solche, die im Körper etwas verarbeiten und reparieren werden gestoppt. Diese regenerativen Prozesse geben dem Körper Kraft und reparieren.

Finden diese regenerativen Prozesse zu selten statt, und die stressigen zu häufig, wird dies unser neuer Normalzustand und wir es droht in einer Stress-Spirale. Wir geraten in einen erhöhten Wachsamkeitsmodus. Wenn wir es nicht schaffen, wieder runter zu regulieren, bzw. dem Körper die Möglichkeit geben sich zu regenerieren, weil nach jedem Stressreiz direkt der nächste kommt – dann wird es kritisch. Dann beeinflusst Stress Körper und Geist.

Denn: chronischer Stress war evolutionär nicht vorgesehen.

Was passiert bei langanhaltendem Stress?

Die WHO zählt anhaltenden Stress zu den größten Gesundheitsrisiken unserer Zeit.

Was passiert konkret in Stressmomenten und welche Auswirkungen hat Stress auf unseren Körper?

Gehirn unter Stress: Kortisol schädigt mit der Zeit die Gehirnzellen und kann unter Umständen die Wahrnehmung beeinträchtigen. Wir sind kognitiv überlastet.

Alarm im Darm: Das Drosseln der Blutversorgung macht die Magen- und Darmschleimhaut anfällig, für Geschwüre.

Gestresstes Immunsystem: Das wiederholte Bremsen der Abwehrzellen führt zur Schwächung des Immunsystems.

Blutgefäße unter Druck: Erhöter Blutdruck und Herzschlag verringern die Elastizität der Blutbahnen.

Langfristig können folgende Symptome und Erkrankungen auftreten:

  • Erschöpfung, Gereiztheit, depressive Verstimmungen
  • Verdauungsprobleme & Magen-Darm-Erkrankungen
  • Schwaches Immunsystem & häufige Infekte
  • Bluthochdruck, Herz-Kreislauf-Erkrankungen
  • Schlafstörungen, Burnout, Zyklusstörungen
  • Verspannungen, Rückenschmerzen, Zähneknirschen
  • Konzentrationsprobleme & Gedankenkreisen

Viele dieser Symptome begegnen mir in der Praxis regelmäßig. Oft erzählen mir Patienten, dass sie „nicht mehr richtig abschalten“ können – und spüren ihre Erschöpfung erst, wenn der Körper sie dazu zwingt. Diese Belastung wirkt auf das Nervensystem und hat somit Einfluss auf unsere Gedanken, Gefühle und Verhalten.

Hierzu ein Beispiel für gestresste Patienten aus unserer Osteopathie-Praxis:

Eine Patientin tritt regelmäßig vor Publikum auf. Vor jedem Auftritt wird sie ohnmächtig. Eine schulmedizinische Abklärung blieb ohne Befund. Wir gehen als Osteopathen davon aus, dass dies eine sehr heftige Reaktion des Körpers auf Stress ist: Der Körper geht in den Freeze-Modus, in einer extremen Form.  

Osteopath Fabian Müller, osteopathische Stressbehandlung

Typische Indikatoren dafür, dass dein Stresspegel zu hoch ist

Anhaltende Stressoren, wie Zeitdruck, ständige Erreichbarkeit und Mehrfachbelastung sind typische Faktoren unserer modernen Industriegesellschaft.

Fällt dir also noch auf, wenn du Stress hast?

Oder fällt dir eher auf, wenn du keinen Stress hast, z.B. im Urlaub?

Die meisten von uns empfinden zu viel Stress und befinden sich in einem dauerhaften Alarmzustand, ohne es zu merken.

Wenn du dir unsicher bist, ob du Stresssymptome hast, lies weiter durch die typischen Indikatoren.

Jeder reagiert anders auf Stress, unmittelbarer oder langfristig, aber es gibt typische Stressreaktionen bei zu viel negativem Stress (Distress):

  • Routine-Tätigkeiten wie Zähneputzen strengen dich an
  • Schlechte Verdauung
  • Schlaflosigkeit
  • Rastlosigkeit
  • Panikattaken
  • Erhöhte Schmerzempfindlichkeit
  • Konzentrationsschwierigkeiten
  • negative Gedankenschleifen
  • Schwierigkeiten klare Gedanken zu fassen
  • Gereiztheit und Stimmungsschwankungen
  • Gleichgültigkeit
  • Heißhungerattaken
  • Häufige Erkältungen
  • Nervosität
  • Langanhaltende fasziale und muskuläre Verspannungen
  • Zähneknirschen
  • flache, schnellere Stressatmung in den Brustkorb
  • Stockender Atem

Wie kann Osteopathie bei Stress helfen?

In der Osteopathie setzen wir auf manuelle Techniken, die dein Nervensystem regulieren, den Energiefluss fördern und deinen Körper aus dem Stressmodus holen. Dabei arbeiten wir unter anderem an:

Verspannter Muskulatur:

Wir verbessern die Durchblutung und regulieren den Muskeltonus.

Zwerchfell & Atmung:

Stress schränkt die Bauchatmung ein, indem er für eine Verschiebung des Atems, meist in die obere Region des Schultergürtels (Clavicularatmung/Schlüsselbeinatmung), sorgt. Über das Zwerchfell und eine tiefe Atmung erreichen wir den Sympathikus – und fördern Entspannung.

Herzachse & Brustwirbelsäule:

Wir unterstützen die Verbindung zwischen Atmung, Herz und Emotionen. Der Stress verschlägt uns also die Bauchatmung. Infolge nimmt die Pump-Bewegung des Zwerchfells auf die Organe unter ihnen nimmt ab, auch die minimale Zugkraft am Herz wird weiter reduziert. Es kann hier zu Verspannungen in den Herzachsen kommen.

Wenn wir den Körperkern in der Behandlung ansprechen, z.B. durch die Behandlung des Zwerchfells können wir den Sympathikus entspannen.

Durch Arbeit an der Herzbasis nehmen wir Einfluss auf den Nerv Plexus cardiacus, welcher Atmung und Emotion (Ängste, Trauer, Depression) steuert.

Schädelbasis, obere Halswirbelsäule & Kreuzbein:

Hier verlaufen wichtige Anteile des Parasympathikus, z. B. der Vagusnerv. Wir behandeln das Mediastinum und thorakale Ganglien des Vagusnerv und des Phrenicus Nervs.

Halsfaszien & Nervengeflechte:

Wir arbeiten gezielt an der vegetativen Regulation – über Nerven wie Plexus cardiacus, Phrenicus oder den Nervus vagus. Ziel ist es, die natürliche Fähigkeit deines Körpers zur Selbstregulation (Allostase) zu fördern und dich zurück in ein inneres Gleichgewicht (Homöostase) zu begleiten.

Während der Behandlung erlebst du meist unmittelbar, wie dein Körper in einen entspannten Zustand kommt. Diesen Zustand regelmäßig zu üben – und auch im Alltag bewusst zu fördern – ist der Schlüssel.

Was kannst du selbst tun, um dein Nervensystem zu regulieren?

Hier ein paar Impulse, wie du dich im Alltag selbst unterstützen kannst:

Stress auf körperlicher Ebene begegnen:

  • Langsame Bauchatmung (ca. 6 Atemzüge/Minute) – beruhigt das Nervensystem und stabilisiert den Kreislauf.
  • Atemübungen & Yoga – fördern Körperbewusstsein und innere Ruhe. Hier findest du eine Übersicht entspannender Atemtechniken.
  • Bewegung & Natur – ideal zum Ausgleich von Stresshormonen.
  • Regelmäßige Pausen & genügend Schlaf – wichtiger als jeder Urlaub.
  • Progressive Muskelentspannung – gezieltes Wechselspiel zwischen Anspannung und Loslassen.
  • Klang & Musik – beruhigt Hirnwellen und steigert das Wohlbefinden.

Stress auf mentaler Ebene begegnen:

  • Stressoren erkennen & Grenzen setzen.
  • Routinen etablieren – feste Ruhephasen helfen, Energie zu steuern.
  • Dankbarkeit & Achtsamkeit üben.
  • Medial Detox & bewusste Pausen.
  • Urlaub ist kein Ausgleich – sorge täglich für Balance, nicht nur „im Notfall“

Fazit: Osteopathie hilft dir bei Stress

Die osteopathische Behandlung hilft dir Stress zu verstehen und abzuschalten - um deinen Körper langfristig wieder in Balance zu bringen.

Wenn du merkst, dass Stress dich aus der Bahn bringt, du innerlich nicht mehr zur Ruhe kommst oder dich Symptome wie Verspannungen, Schlaflosigkeit oder Gereiztheit begleiten – dann lohnt es sich, deinen Körper osteopathisch zu unterstützen.

In meiner Praxis begleite ich dich ganzheitlich – mit manuellen Techniken, Raum für innere Regulation und einem klaren Blick auf deine Ressourcen.

Osteopathische Stress-Reset-Behandlung

Du möchtest wissen, wie Osteopathie auch dir bei Stress helfen kann?

Der Autor:

Fabian Müller, MSc. Osteopath

Praxisinhaber in Köln und Bensberg

Vom Befund, zur Behandlung und in die Bewegung.

Wir berühren – wir bewegen.